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Bestechend schöne Fotografien, ein Bildband, der sich viel Zeit nimmt für sein Thema, nicht auf schnelle Eindrücke aus ist, nicht auf rasches Konsumieren von Bild und Text, sondern vielmehr zum Meditieren verleitet, zur Annäherung an eine uns so fremde Kultur. Eine Einladung.

Eine entzündete Kerze, die im Abendrot auf dem Ganges als Opfergabe für die Vorfahren auf die Reise geschickt wird, ein Inder beim Morgengebet am Ganges, ein weiter Horizont, irgendwo ein kleines Schiff, heilige Kühe an der Uferpromenade, das Bad in einem dreckigen, aber heiligen Fluss, wo die Erlösung „vom endlosen Kreislauf von Leben und Tod garantiert“ wird. „2500 Kilometer sind es vom Ursprung des Ganges im Himalaya bis zu seiner Mündung in der Bucht von Bengalen“. Und für die Hindus ist das Wasser heilig, „kann Berge versetzen“.

Der Bildband widmet sich schwerpunktmäßig den Sadhus oder Sanyassins, „die sich der Götterwelt des Hinduismus mit Haut und Haaren hingeben.“ Viele Gruppierungen dieser Heiligen Männer gibt es, und ihr Auftreten ist so unterschiedlich wie das ganze Land in seiner geographischen, kulturellen und sozialen Vielfalt. Der Hinduismus und viel gelebte Toleranz eint und „ auch die Liebe zum Himmelsfluss, der durch Shivas Haar sanft auf die Erde gleitet, um die Menschen zu befreien.“

Faszinierend und sehr beeindruckend ist diese Fotoreise zu den Pilgerstätten am Heiligen Fluss, sehr professionell die eingefangenen emotionalen Momente in Gebet und Meditation, Gesichter, Hände, Schweigen. Beeindruckend die Landschaftsaufnahmen, karge Steinwüste, das Bad in eisiger Quelle in über 3000 Metern Höhe, verschwenderisch die Farben dieses Landes, die sich immer wieder in Gewändern, Schmuck und Körperbemalung widerspiegeln. Wie aus fremdländischen Märchen die Mythen und Sagen, die Vielfalt der Gottheiten und ihre Verehrung in einem Land, das eine der „ältesten Kulturen der Erde“ besitzt. Es ist kein Buch über den Hinduismus, es ist kein Buch über Indien, aber es ist ein Bildband, der einen Schlüssel liefert für das Verständnis für Hinduismus und das heutige Indien.

Barbara Wegmann

 
     

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