Photography        
Links
   

 

Schwarzwälder Bote
Montag, 08. März 2004

Rathausgalerie
Bilder von der Spurensuche nach tibetischer Identität

 

Spagat zwischen Moderne und Tradition
Auf Anregung der Regionalgruppe Neckar-Alb der Tibet-Initiative Deutschland findet bis zum 16.April diesen Jahres in der Hechinger Rathausgalerie eine Ausstellung von Schwarz-Weiß-Fotos des Bildjournalisten Uwe Dürigen unter dem Titel „Die verstoßene Religion – auf den Spuren einer tibetischen Identität“ statt.

Als Plattform für nicht nur schöne Bilder, sondern auch für solche, die weniger angenehme Vorgänge bewusst machten und politische und religiöse Schicksale verknüpften, betrachtete Bürgermeister Jürgen Weber die Rathausgalerie in seiner Begrüßung.

Über die Hintergründe der Ausstellung und einzelne Bildmotive berichteten Jürgen Detel, Mitbegründer und Sprecher der Regionalgruppe, und Grit Winger-Buntz, ebenfalls Mitglied der Initiative. Die Bilder von Uwe Dürigen, der sich seit 1998 mit dem Schicksal der im Exil lebenden Tibeter und der Kultur Tibets beschäftigt, dokumentieren das Leben der Menschen aus dem „Schneeland“ in ihren Exilen in Indien, Nepal und der Schweiz sowie die Situation in ihrer ursprünglichen Heimat.

Dürigen versucht stets eine direkte Beziehung zu den Menschen herzustellen, die er fotografiert. Es gibt keine versteckte Kamera und keinen Hinterhalt. Ehrfurcht und Respekt, Vertrauen zu den Menschen und eine Identifikation mit ihnen prägen seinen Arbeitsstil. Jedes der 32 ausgestellten Bilder erzählt eine Geschichte, die eng mit dem Schicksal Tibets und seiner Menschen verknüpft ist.

Seit über 50 Jahren kämpft das tibetische Volk um das eigene Überleben und das seiner reichen Kultur. Notwendig wurde der Kampf durch die völkerrechtswidrige Besetzung Tibets durch China, die politische Unterdrückung und die fortdauernde Zerstörung der Kultur, der Religion und damit der nationalen Identität und Menschenwürde.

Dass es Spuren dieser Kultur, Religion und damit der Identität gibt, zeigen die Fotos von Uwe Dürigen. Konfrontiert mit zum Teil modernen Gegebenheiten im Exil in Indien, Nepal und vor allem der Schweiz gelingt es wohl doch noch vielen Tibetern, den Spagat zwischen Moderne und Tradition zu bewältigen. Nicht verborgen bleibt dem Betrachter der Fotos, dass es auch in Tibet neben dem Betenden im Straßenverkehr und der Prozession auch das Internetcafe gibt. Und dass im schweizerischen Exil von Tibetern Markenkochtöpfe hergestellt werden und die Verstorbenen nach althergebrachter Zeremonie beerdigt werden.

Hier Klosterleben in Ladakh, da Herstellung von Momos (Vergleichbar Maultaschen) im Exil in der Schweiz. Besonders beeindruckend sind die Aufnahmen der Tibeterin Garmo Tsethar, die in einem Flüchtlingslager in Kathmandu lebt. Im Gesicht der 70jährigen spiegelt sich ihr Leben wider. Keine Klagen oder Schuldzuweisungen sind ihrem Antlitz zu entnehmen. Sie lächelt wie jemand, der mit sich trotz aller Schicksalsschläge im reinen ist. Kleine
Augenblicke eines großen Lebens. Es fehlt in der Ausstellung auch nicht das markante Gesicht des Dalai Lama, des im Exil lebenden politischen und geistlichen Oberhauptes des tibetanischen Buddhismus. Er ist es, der nicht zuletzt den Namen Tibets und die Bedeutung seines Glaubens weltweit verbreitete.


back

Home