Spagat
zwischen Moderne und Tradition
Auf
Anregung der Regionalgruppe Neckar-Alb der Tibet-Initiative Deutschland
findet bis zum 16.April diesen Jahres in der Hechinger Rathausgalerie
eine Ausstellung von Schwarz-Weiß-Fotos des Bildjournalisten Uwe
Dürigen unter dem Titel „Die verstoßene Religion –
auf den Spuren einer tibetischen Identität“ statt.
Als
Plattform für nicht nur schöne Bilder, sondern auch für
solche, die weniger angenehme Vorgänge bewusst machten und politische
und religiöse Schicksale verknüpften, betrachtete Bürgermeister
Jürgen Weber die Rathausgalerie in seiner Begrüßung.
Über
die Hintergründe der Ausstellung und einzelne Bildmotive berichteten
Jürgen Detel, Mitbegründer und Sprecher der Regionalgruppe,
und Grit Winger-Buntz, ebenfalls Mitglied der Initiative. Die Bilder von
Uwe Dürigen, der sich seit 1998 mit dem Schicksal der im Exil lebenden
Tibeter und der Kultur Tibets beschäftigt, dokumentieren das Leben
der Menschen aus dem „Schneeland“ in ihren Exilen in Indien,
Nepal und der Schweiz sowie die Situation in ihrer ursprünglichen
Heimat.
Dürigen
versucht stets eine direkte Beziehung zu den Menschen herzustellen, die
er fotografiert. Es gibt keine versteckte Kamera und keinen Hinterhalt.
Ehrfurcht und Respekt, Vertrauen zu den Menschen und eine Identifikation
mit ihnen prägen seinen Arbeitsstil. Jedes der 32 ausgestellten Bilder
erzählt eine Geschichte, die eng mit dem Schicksal Tibets und seiner
Menschen verknüpft ist.
Seit
über 50 Jahren kämpft das tibetische Volk um das eigene Überleben
und das seiner reichen Kultur. Notwendig wurde der Kampf durch die völkerrechtswidrige
Besetzung Tibets durch China, die politische Unterdrückung und die
fortdauernde Zerstörung der Kultur, der Religion und damit der nationalen
Identität und Menschenwürde.
Dass
es Spuren dieser Kultur, Religion und damit der Identität gibt, zeigen
die Fotos von Uwe Dürigen. Konfrontiert mit zum Teil modernen Gegebenheiten
im Exil in Indien, Nepal und vor allem der Schweiz gelingt es wohl doch
noch vielen Tibetern, den Spagat zwischen Moderne und Tradition zu bewältigen.
Nicht verborgen bleibt dem Betrachter der Fotos, dass es auch in Tibet
neben dem Betenden im Straßenverkehr und der Prozession auch das
Internetcafe gibt. Und dass im schweizerischen Exil von Tibetern Markenkochtöpfe
hergestellt werden und die Verstorbenen nach althergebrachter Zeremonie
beerdigt werden.
Hier
Klosterleben in Ladakh, da Herstellung von Momos (Vergleichbar Maultaschen)
im Exil in der Schweiz. Besonders beeindruckend sind die Aufnahmen der
Tibeterin Garmo Tsethar, die in einem Flüchtlingslager in Kathmandu
lebt. Im Gesicht der 70jährigen spiegelt sich ihr Leben wider. Keine
Klagen oder Schuldzuweisungen sind ihrem Antlitz zu entnehmen. Sie lächelt
wie jemand, der mit sich trotz aller Schicksalsschläge im reinen
ist. Kleine
Augenblicke eines großen Lebens. Es fehlt in der Ausstellung auch
nicht das markante Gesicht des Dalai Lama, des im Exil lebenden politischen
und geistlichen Oberhauptes des tibetanischen Buddhismus. Er ist es, der
nicht zuletzt den Namen Tibets und die Bedeutung seines Glaubens weltweit
verbreitete.
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