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Pforzheimer Zeitung
Montag, 05. April 2004

Wenn ein Bild viele Bilder eröffnet
Reportagefotografie von Uwe Dürigen zeigt im PZ-Forum das Schicksal tibetischer Flüchtlinge im Exil

Text: Thomas Kurtz
Fotos: Gerhard Ketterl

PFORZHEIM. Der Dalai Lama lächelt mit gefaltenen Händen vor dem Gesicht, teilt so sein Portrait wie das gesamte Bild in eine dunkle und eine helle Hälfte. Mehrere tibetische Kinder in Schuluniform schauen frontal in die Kamera, und doch wird der Blick auf ein zentrales, dabei in die zweite Reihe gedrängtes Augenpaar gezogen. Wenn Uwe Dürigen auf seinen Reisen zu den Tibetern in deren von China annektierter Heimat und zu ihren Zentren im Exil in Indien, Nepal und der Schweiz fotografiert, dann will er nicht Exotik illustrieren, sondern mit künstlerischen Mitteln wie Bildaufbau oder selektiver Schärfe die Realität eines unterdrückten Volkes dokumentieren. Zu sehen ist seine Reportagefotografie noch bis Ende Mai im PZ-Forum der "Pforzheimer Zeitung".

"Ich fotografiere schwarzweiß, weil ich so den Kern der Bildaussage schneller treffe", erklärt Dürigen und verweist dabei auch auf den Charakter seiner Fotografie, wie sie schon in vielen Magazinen wie "Abenteuer und Reisen", "Terra", "Geolino" oder "Leica Fotografie International" zu sehen war. Im Wort Reportagefotografie schwingt das Erzählen mit, das Erleben einer Geschichte, die intensive Annäherung an ein Thema oder an den Menschen.

Die hohe Kunst der Fotografie ist es nun, diese Komplexität von Eindrücken auf einen Augenblick zu fokussieren. Das Motiv finden ist das Eine, es als aussagefähiges Bild neu zu erfinden das Andere. Hier muss in Sekundenschnelle komprimiert werden, was vorher vielleicht über Stunden oder Tage hinweg erfahren wurde. Um ein Bild zu zeigen, dass im Betrachter immer wieder aufs Neue viele Bilder öffnet, muss der Fotograf selbst viele Bilder sehen und sie auf genau das eine Bild vereinen können, das dem Betrachter eine Geschichte zu erzählen vermag.

Uwe Dürigen macht hierbei keine Kompromisse. Keine aufwändige Nachbehandlung im Labor, keine Ausschnittwahl - ein Bild, das nicht stimmt, verwirft er. Der Verzicht auf Farbe ist bei ihm ein Gewinn an Authentizität und Ausdruckskraft. Jenseits illusionistischer Colorierung führt er den Blick direkt auf sein Thema, auf "den Kern der Bildaussage".

Seit 1998 arbeitet Dürigen an Reportagen über tibetische Flüchtlinge. Er schildert die Versuche der Menschen, ihre alte Kultur zu bewahren und gleichzeitig den Kontakt zur modernen Welt zu sichern. Einfühlsam, nie voyeuristisch nähert sich Dürigen dabei den Menschen, gewinnt ihr Vertrauen und gewährt dem Betrachter Einblick in eine Kultur, die ihm fremd ist, die er aber der Qualität der Fotografien wegen nicht als bloße Exotik wahrnimmt, sondern als vor ihm ausgebreitete Realität.

Die Ausstellung ist bis Ende Mai während der Veranstaltungen im PZ-Forum, Ecke Luisen-/Poststraße, zu sehen.

 


Uwe Dürigen hat als Thema seiner bis Ende Mai im PZ-Forum zu sehenden Fotografie-Ausstellung das Leben tibetischer Exilanten gewählt.

 

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