Historisch
reicht die Geschichte des Kumari-Kultes bis ins elfte
Jahrhundert nach Christus zurück. Lakshmikamdeva,
der König von Kantipur, huldigte laut Überlieferung
einem jungfräulichen Mädchen. Die Besonderheit
seiner Kindverehrung liegt in der Wahl der Kumari. Als
Hinduherrscher betete er ausgerechnet ein buddhistisches
Mädchen aus Patan an, das aus der Kaste der Shakyas
stammte. Historiker bescheinigen ihm eine hohe Gewandtheit
in seiner Amtsführung. Denn die Kumari ist es, die
den König bis heute durch ein einfaches Ritual zur
Herrschaft legitimiert. Sie malt dem Herrscher in einer
jährlich wiederkehrenden Zeremonie die Tika, einen
roten Punkt, auf die Stirn. Durch die Wahl eines buddhistischen
Mädchens als Göttin erhielt Lakshmikamdeva zwangsläufig
auch die Legitimation zur Herrschaft über den buddhistischen
Teil seines Volkes.
... Auszug des Reportagetextes, Terra
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