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Pforzheimer Zeitung
23.04.2008

Der Fluss der Erlösung

PFORZHEIM. Bevor er ihn fotografieren dürfe, solle er doch erst einmal etwas für den Umweltschutz am Ganges tun, beschied der indische Sadhu dem Fotografen Uwe Dürigen. Denn so sehr dieser gewaltige Fluss als Müllkippe missbraucht wird, so sehr wird er auch von dem Menschen Indiens verehrt, als „Flussgöttin und Juwel, das die Götter eigentlich überhaupt nicht für die Erde bestimmt hatten“. Wie beeindruckend der „Himmelsfluss Ganges und seine heiligen Männer“ sein können, das beschreiben Fotograf Dürigen und Autorin Katharina Kemper in einem sehr schönen Bildband, der vor allem durch seine brillanten Fotos besticht. Elf dieser Bilder sind nun bei der Pforzheimer Buchhandlung Thalia ausgestellt.

 
   
 
Ästhetisches Gesamtbild
In seiner Bildauswahl hat der Fotograf vor allem ruhige Abend- und Morgenstimmungen bevorzugt, aber auch Bilder, die aufzeigen, wie die Sadhus ihre religiösen Riten zelebrieren. Wie im Buch auch legt Dürigen bei der Fotoausstellung Wert auf ein ästhetisches Gesamtbild, das sich aus spannungsvollen, oft nach innen gekehrten Porträts der heiligen Männer, wunderbaren Landschaftsaufnahmen und bewegten Bildern von Festen und Riten zusammenfügt. Dabei spannt das Fotografen-Autoren-Ehepaar den weitern Bogen von der Pilgerreise zur Quelle des Ganges bis zu den qualmenden Scheiterhaufen in der heiligen Stadt Varanasi. „Eine Parallelgesellschaft“, beschreibt Dürigen die Existenz der Sadhus, die aber in Indien auf eine große Akzeptanz bauen könne. „Auch wenn der wirtschaftliche Erfolg die Götter verdrängt, zieht die große indische Mutter, die Ganga, viele Millionen Pilger zu den Ufern ihrer heiligen Orte“, fasst Katharina Kemper in dem Buchtext zusammen. Einer davon ist Swami Sajalanand, mit dem das in Waldbronn lebende Ehepaar die Pilgertour zur Ganges-Quelle unternahm. Der Sadhu auch bei Minustemperaturen barfuß und lediglich in dünne Tücher gehüllt, die Deutschen im modernen Trecking-Outfit. In 4200 Meter Höhe und am Rande eines Gletschers gelegen wagen auch die beiden den Sprung in den eiskalten Gebirgsfluss. „Völlig unvorstellbar“, sagt Katharina Kemper, sei dies etwa in Varanasi mit seinen berühmten Badeplätzen, denn da ähnle der Fluss eher einer Kloake, nachdem er durch zahlreiche Industrie-Einleitungen verschmutzt werde. Selbst hier würden Mütter ihren Babys noch das Wasser des Ganges zu trinken geben, „in der festen Überzeugung, dass alles was von der Gottheit Ganges kommt, auch rein ist“, schildert die Touristikfachfrau. Doch inzwischen mache sich auch unter den Sadhus ein gewisses Maß an Umweltbewusstsein breit – selbst wenn es nur so weit reicht, die Besucher Indiens zur mehr Investitionen in den Umweltschutz aufzufordern.
Sandra Pfäfflin

 
  Die Ausstellung bei Thalia
dauert bis 31. Mai. Danach wird die erweiterte Schau in Pforzheims kroatischer Partnerstadt Osijek gezeigt. Der Bildband (160 Seiten) ist im terra magica Verlag erschienen und kostet 29,90 Euro.
 

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